Brief an die Gemeinde im August 2020
Rönneburg, im August 2020
Liebe Gemeinde!
„Ich krieg‘ die Krise“ – das hab‘ ich in den letzten Wochen öfter gehört. Menschen drücken damit aus, dass sie sich in ihrer gegenwärtigen Situation gefühlt oder faktisch überfordert fühlen. Besonders ältere Menschen leiden darunter, wenn ihnen der Kontakt plötzlich fehlt. Am 9. November 1989 antwortete Günter Schabowski vom SED-Politbüro auf die Frage, wann die neuen Ausreisebedingungen aus der DDR in Kraft träten: „…sofort, unverzüglich“. Das war so nicht geplant, aber es wurde tatsächlich wahr! Wie schön und erhebend, als Berlinerinnen und Berliner in der gleichen Nacht ungehindert die Mauer passieren durften!
Wäre das schön, wenn ein neuer Schabowski auf die Frage: „Ab wann ist die Corona-Pandemie vorbei?“ antworten könnte: „Nach meiner Kenntnis sofort, unverzüglich.“ Leider ist dem aber nicht so. Vielmehr werden die nächsten Wochen entscheiden, ob die Fallzahlen der Pandemie weiterhin steigen. Und die Ungeduld wächst. Wir wollen zurück zum normalen Leben. Wollen Gemeinschaft, Gespräch und miteinander Kaffeetrinken. Diese „Corona-Krise“ stellt aber auch unser bisheriges Leben in Frage. Was ist denn eigentlich das „normale Leben“? Wenn ich kritisch auf unsere Gesellschaft schaue, dann erkenne ich, wie wir permanent auf Überzeugungen programmiert werden, die uns selbst beschränken. Und plötzlich meinen wir, wir bräuchten etwas Äußeres, um uns innerlich anders bzw. besser zu fühlen. Denn darum geht es doch vor allem in der Werbung: die endlose Abhängigkeit und der Konsum von etwas, was von außen kommt, damit wir uns glücklich oder wohler fühlen. Solche Überzeugungen erinnern uns an unser Getrenntsein von der Ganzheit und werden uns ständig von den Medien eingetrichtert. Eine simple Strategie, denn indem man Menschen die Gefühle wie Mangel und Furcht vor Augen führt, sind sie weiterhin abhängig von jemandem oder etwas in ihrer Außenwelt, der oder das diese Gefühle zum Verschwinden bringt.
Vielleicht schlummert in uns allen ganz tief der Wunsch, ein selbstbestimmtes, sinnvolles und freies Leben nach eigenen Werten und Regeln zu führen. Es wäre doch ein gutes Ziel: ein einfaches, aber sinnvolles Leben zu führen. Ein Leben im Einklang mit Gott, mit sich selbst und der Natur, mit viel Zeit für Menschen um sich herum.
Wir haben die Wahl über unseren Alltag, denn wir entscheiden, inwieweit wir uns von Werbung und Konsumgedanken abhängig machen. Die letzten Wochen haben allen gezeigt, mit wie wenig wir doch auskommen.
Es war Jesus von Nazareth der von sich gesagt hat: Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.
„Leben im Überfluss“ – Ist das für mich erstrebenswert? – Nein. Ich hab‘ es ja schon, das Leben im Überfluss, ich hab‘ es jeden Tag: Leben in der „Überfluss-Gesellschaft“, in der das Versprechen „Mehr von allem“ als Glücksverheißung ein Grundrauschen der medialen Werbung ist. Was aber wirklich zählt ist das Leben in der Gemeinschaft. Danach sehnen wir uns, der Austausch, das Einander-Trösten, -Ermutigen und -Zuhören. Und es fehlt uns der Gesang im Gottesdienst, das Lächeln ohne Maske und herzliche Begegnungen. Ich brauche kein Leben im Überfluss, aber ein Leben in Fülle bedeutet für mich die Zusage: Gott spricht mich an und ist mein Hirte. Mir wird nichts mangeln, auch wenn ich mal durch ein tiefes Tal gehen muss. So lassen Sie uns gemeinsam auf dem Weg des Glaubens bleiben.
Wie geht es nun in unserer Gemeinde weiter? Am 27. Juli hat unser Kirchengemeinderat getagt. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, weiterhin Vorsicht walten zu lassen und auf das Turnen und Singen und Kartenspielen in geschlossenen Räumen zu verzichten. Die Arbeit mit den Senioren soll endlich wieder im großen Saal beginnen. Natürlich machen wir uns auch schon Gedanken über die Weihnachtszeit und hoffen sehr, wieder in größerem Rahmen Gottesdienst zu feiern. Auf jeden Fall wollen wir unseren „Lebendigen Adventskalender“ wieder starten lassen und sind auf der Suche nach 23 Familien, die vom 1. bis 23. Dezember um 18 Uhr bei sich im Garten eine kleine Andacht anbieten können. Vielleicht ja auch bei Ihnen!? Rufen Sie mich gern an. Unklar ist auch noch, wann der nächste Gemeindebrief erscheinen wird. Es bleibt uns nichts weiter übrig, als in Geduld zu warten, zu hoffen, zu beten und füreinander da zu sein.
Ihr Pastor Wolfgang Hohensee
Wenn Sie Fragen oder Hilfe brauchen, so rufen Sie uns gern an:
Pastor Wolfgang Hohensee | 040-763 7981 |
Gemeindepädagogin Madita Hansen | 040-763 8055 |
Gemeindesekretärin Dörte Schlicke | 040-763 2435 |
Seniorenbeauftragte Waltraut Christoph | 040-764 4571 |
Unsere Gottesdienste im August:
Sonntag, 2. August 2020 um 10 Uhr in der
Bugenhagenkirche (Pastor Hohensee)
Sonntag, 9. August 2020 um 10 Uhr in der
Bugenhagenkirche (Pastor Hohensee)
Montag, 10. August 2020 um 18 Uhr in der
Bugenhagenkirche Einschulungsgottesdienst (Gemeindepädag. Madita Hansen)
Sonntag, 16. August um 10 Uhr in der
Paul-Gerhardtgemeinde (Pastor Böhme)
Sonntag, 23. August 2020 um 10 Uhr in der
Bugenhagenkirche (Pastorin Brunow)
Sonntag, 30. August um 10 Uhr in der
Paul-Gerhardtgemeinde (Pastor Böhme)
Unsere Seniorenarbeit im August:
Mittwochs um 15 Uhr Seniorennachmittag im Gemeindesaal.
Freitags um 14 Uhr Treffen im Garten oder Gemeindesaal.
Montag, 3. August um 14 Uhr Gedächtnistraining im Garten (oder Gemeindesaal).
Donnerstag, 6. August um 15 Uhr Gesprächskreis im Gemeindesaal.
(Telefon Frau Christoph: 040-764 4571)
Unser Gemeindebüro im August:
Das Gemeindebüro ist ab zu den bekannten Bürozeiten geöffnet.
(Montags von 9-13 Uhr / Mittwochs von 9-13 Uhr / Donnerstags 15-18 Uhr)
(Telefon Frau Schlicke: 040-763 2435)
Unser Jugendbüro im August:
Das Jugendbüro ist geöffnet.
(Mittwochs von 11- 13 Uhr / Donnerstags 16-18 Uhr)
(Telefon Gemeindepädagogin Madita Hansen: 040- 763 8055)