Osterbrief und Vorstellung Claus Scheffler
Liebe Leserin, Lieber Leser,
Ich bin „der Neue“. Vom 1. April an werde ich Pastor der Bugenhagengemeinde sein und freue mich auf viele gemeinsame Erlebnisse zusammen mit euch und mit Gott.
Ich hätte mich euch gerne direkt vorgestellt, vor Ort, im Gottesdienst oder bei anderer Gelegenheit. Im Moment geht das noch nicht, die Auswirkungen der Pandemie lassen es nicht zu.
Die 7-Tages-Inzidenz liegt in dieser Woche vor Ostern in Harburg bei über 200. Der Kirchengemeinderat (KGR) hat deshalb beschlossen, dass wir bis auf Weiteres keine Präsenzgottesdienste feiern. Wir können also nicht gemeinsam in der Kirche zusammenkommen. Wir wollen damit euch als mögliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer und auch uns selbst schützen.
Zugleich wissen wir, welch enorme Wirkung ein Gebet haben kann. Von Gott zu hören und ihm etwas zu sagen, kann uns mit Gott verbinden. Wir sind ihm dann nahe, wir spüren seine Kraft.
Deshalb laden wir euch in den kommenden Wochen, bis sich die Lage hoffentlich ändert, zu diesen Möglichkeiten ein:
- Andachten auf YouTube:
Wir werden an jedem Sonntag eine Andacht online veröffentlichen, die ihr über unsere Homepage (www.bugenhagengemeinde.de) aufrufen könnt.
Ihr könnt sie euch ansehen und auf diese Weise von Gott hören und mitfeiern.
Am Karfreitag und in der Nacht auf Ostersonntag könnt ihr Gottesdienste ebenfalls über unsere Homepage mitfeiern. - Die „Offene Kirche“:
Wir laden euch an jedem Sonntag zwischen 10 und 12 Uhr in die Kirche ein. Dies ist eine Zeit des (stillen) Gebets. Ihr könnt ein Teelicht anzünden und es mit eurem Gebet verbinden.
Es dürfen dabei höchstens fünf Personen oder fünf Paare in der Kirche sein. Zu jeder vollen Stunde und zu jeder halben Stunde lesen wir einen Bibeltext und führen in das Gebet ein.
Ihr könnt euch bei Frau Schlicke im Gemeindebüro anmelden für einen bestimmten Zeitraum (bis zu 30 Minuten) – dann habt ihr einen Platz in der Kirche sicher. Ihr könnt aber auch spontan kommen und so kurz oder lang bleiben, wie ihr wollt.
Wir beginnen die „Offene Kirche“ am Karfreitag und am Ostersonntag.
Es geht dann weiter an den folgenden Sonntagen.
Es ist eine ungewöhnliche Osterzeit, die wir in diesem Jahr feiern. Ostern ist das wichtigste kirchliche Fest.
Es beginnt am Palmsonntag, dem Sonntag vor Ostern. An diesem Tag erinnern wir Christinnen und Christen uns daran, wie Jesus nach Jerusalem kam. Er ritt auf einem Esel und die Menschen legten Palmzweige auf den Boden vor ihm. Das machte man sonst, wenn ein König kam – und das zeigt genau, was die Menschen von Jesus erwarteten und was sie in ihm sahen. Er sollte die Herrschaft Gottes beginnen und (ganz weltlich) die verhasste römische Besatzungsmacht verjagen.
Das machte er aber nicht. In den folgenden Tagen brachte er vielmehr den Betrieb im jüdischen Tempel durcheinander. Zum Beispiel, indem er die Händler aus dem Tempel vertrieb. Ihm kam es darauf an, dass jeder einzelne zu Gott gehört. Jeder Mensch ist Gottes Kind. Jede und jeder soll ihm nahe sein können – und zwar ohne teure Opferriten.
Nun lebten die Menschen in Jerusalem aber größtenteils vom Tempelbetrieb. Daher kippte in diesen Tagen die aufgeheizte Stimmung.
Der Tag, den wir heute Gründonnerstag nennen, war damals der Tag vor dem Beginn des Passahfestes. Da feierten alle Juden in ihren Familien das Passahmahl, das an die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten erinnert. Dieses Essen feierte auch Jesus mit seiner „Familie“, seinen Jüngern. Sie aßen und tranken. Und irgendwann während dieses Essens sprach Jesus die Worte, die bis heute unser Abendmahl beginnen: „Dies ist mein Leib…. Dies ist mein Blut“.
Das Passahmahl hat einen festgelegten Ablauf. An jedem Platz stehen vier Kelche mit Wasser oder Wein. Ein Kelch steht unberührt symbolisch in der Mitte, der fünfte Kelch. Das ist der Messiaskelch, der erst benutzt wird, wenn der Messias kommt, der von Gott gesandte Heiland. Diesen Kelch nahm Jesus und sagte: „Nehmt ihn und trinkt alle davon. Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung für eure Sünden“.
In diesem geheimnisvollen Satz steckt sehr viel: Jesus weiß, dass er sterben wird. Er gibt sein Leben, damit seine Jünger und alle seine Nachfolgerinnen und Nachfolger Gott nahe sein können. Sie sollen befreit sein von der Last ihrer Sorgen und ihrer Schuld.
Passah ist das Fest der Befreiung. Hier geht es noch um eine ganz andere Befreiung!
Was Jesus im Abendmahl vorweg nahm, geschah dann an den folgenden Tagen: In der Nacht auf Karfreitag wurde er verraten und festgenommen. Es folgten nächtliche Verhöre und der Schuldspruch. Am Freitagmorgen wurde er gekreuzigt.
Er starb und wurde in ein provisorisches Grab gelegt. Es war keine Zeit, ihn richtig zu beerdigen, weil am Abend des Freitags der Sabbat begann. Am Sabbat darf man nicht arbeiten, auch Beerdigungen sind nicht erlaubt. Am Sonntagmorgen kamen dann die Frauen zum Grab, um alles vorzubereiten für die richtige Beerdigung.
Doch Jesus war nicht mehr da.
Er war auferstanden.
Für uns Christinnen und Christen bedeutet das, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende geht. Wir können jetzt mit Gott leben und in seiner Nähe. Und wenn wir sterben, dann bleibt er an unserer Seite und trägt uns durch den Tod hindurch in sein ewiges Reich.
Jetzt erschließt sich in seiner ganzen Tiefe, von welcher Befreiung Jesus sprach.
All das feiern wir in diesen Tagen. Wir erinnern und daran. Wir erleben es nach.
Ich wünsche euch ein gesegnetes und trotz aller Pandemielasten frohes Osterfest!
Ich freue mich darauf, euch irgendwann „Auge in Auge“ zu sehen und dann mit euch ein befreites Fest zu feiern.
Euer Pastor