Danach

Ein Regenbogen bei strahlender Sonne und blauem Himmel - Ich bin auf ihn vergangenen Mittwoch beim Spazierengehen gestoßen, im Durchgang zwischen Kapellenweg und Eigenheimweg. Jemand hatte ihn mit bunter Straßenkreide auf den Boden gemalt. Unter dem Bogen stand weiß auf schwarz: Alles wird gut!

Die gemalte und geschriebene Botschaft, die ich unter normalen Umständen vielleicht gar nicht beachtet hätte, hat mir gut getan.

Bei allen Negativmeldungen hatte ich es schon fast vergessen:

Es gibt ein Danach. Auch wenn wir Wochen lang mit Einschränkungen leben müssen, eines Tages wird diese Zeit vorbei sein.

Menschenansammlungen von über einer Person werden wieder erwünscht sein.

Omas und Opas werden wieder Enkel haben.

Vom Schulhof her wird wieder das Pausenzeichen und Kindergeschrei zu hören sein.

Der Schlafanzug wird als Arbeitskleidung ausgedient haben.

An der Außenmühle wird es wieder nach Gegrilltem riechen.

Der HSV wird wieder verlieren.

Dr. Drosten wird hinter seiner Labortür allmählich wieder in Vergessenheit geraten.

Toilettenpapier wird wieder den Stellenwert haben, der ihm gebührt.

Wir werden uns wieder auf die Tasse Kaffee beim Bäcker freuen und uns über den Schienenersatzverkehr ärgern.

Wir werden einander wieder die Hand geben und uns manchmal sogar in den Arm nehmen.

Wir werden wieder husten, niesen und schniefen, ohne einander damit in Angst und Schrecken zu versetzen.

Und in der Kirche werden wir wieder die Geschichte von Noah hören und bedenken.

Denn schon in der Bibel trägt der Regenbogen eine Botschaft in sich. Nach der großen Flut setzt Gott ihn in die Wolken. Mit dem Regenbogen verbindet er das Versprechen, auf der Seite des Lebens zu stehen und für das Leben zu wirken – solange die Erde steht. So steht es in der Bibel – schwarz auf weiß.

Dass am Ende alles gut wird, ist seitdem mehr als nur ein schöner Traum. Vielleicht wird das Danach sogar noch schöner als das Davor.

Ihr/ Euer

Ralf Böhme

© Ralf Böhme

 


 Dieser Text ist Teil der Reihe „Seelenfutter“: Die geistlichen Gedanken in stürmischen Zeiten der Pastoren der Paul-Gerhardt-Gemeinde.
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