Dankbarkeit als Schlüssel

Der eine oder die andere kennt vielleicht die Geschichte der Feldmaus Frederick. Alle Mäuse arbeiten Tag und Nacht – sie sammeln Körner, Nüsse, Weizen und Stroh für den Winter. Ständig fragen sie Frederick warum er nicht arbeitet. Immer wieder antwortet er, dass er sehr wohl arbeitet. Er sammelt Sonnenstrahlen, Farben und Wörter für die kalten, dunklen Wintertage.
Am Anfang des Wintereinbruchs gab es noch genug Vorräte. Alle waren glücklich. Aber als alle Nüsse aufgeknabbert waren, wurde den Mäusen ziemlich kalt. Da fielen ihnen Fredericks „Vorräte“ ein. Die eingefangenen Sonnenstrahlen und Farben wärmten die Mäuse. Mit Fredericks eingefangenen Worten trug er den anderen Mäusen ein Gedicht vor. Alle freuten sich und erkannten den Wert an Fredericks Vorräten. Diese Vorräte wärmten von innen und konnten nicht leergehen.
Welche Vorräte können wir sammeln, die bleiben? Vielleicht Momente und Augenblicke? Mir fällt zu „Augenblicke sammeln“ das Buch 1000 Geschenke von Ann Voskamp ein, das ich nur wärmstes empfehlen kann. Die Autorin überlegt zu Beginn ihres Buches was sie ihrem neugeborenen Baby mit auf den Weg geben möchte und fängt durch eine Krise an Gottes Geschenke zu zählen. Daraus möchte ich Ihnen nun eine kleine Kostprobe geben.
Sie ist noch keine 24 Stunden alt, ein menschgewordenes Wunder. Drücke sie eng an mich. Flüstere ihr zu. Erzähle ihr vom Geheimnis des Lebens. Diese eine Sache, die sie unbedingt wissen muss – bevor sie so alt ist wie ich, so gezeichnet wie ich.
Augenblicke – Das sage ich ihr. Augenblicke sind alles was wir haben. Mikroskopische, flüchtige Augenblicke – Ihre Wimpern bewegen sich zu ihren Träumen und ich frage mich: Wie viele Augenblicke meines Lebens habe ich wirklich wahrgenommen? Doch meistens hetze, eile, schlafe ich mitten hin durch. Wie viele dieser vernaschten Tage, verspielten Tage, wie viele dieser eiscremigen, dieser ausgelassenen, dieser barfüßigen Momente, die untergehende Sonne, in der das Wunder des Augenblicks erstrahlt. Jemand muss mich aufwecken, mich aufmerksam machen auf das Geräusch des Flügelschlags, das Plätschern des Wassers, den aufsteigenden Nebel in der Dämmerung, auf buntes Laub, die Kindheit, Spaziergänge im Wald, den Lauf der Zeit.
Ich möchte ihr sagen, du musst einen Weg finden jeden Moment vollkommen da zu sein. Die Zeit vergeht und jeder eilt daran vorbei. Wie bewahren wir uns den Blick für das Hier und Jetzt? Wie hören wir auf das Leben wie einen Krisenfall zu behandeln? Etwas, das wir irgendwie hinter uns bringen müssen. Das Leben ist kein Krisenfall. Wie kommen wir zu der Erkenntnis, dass unser Leben entspannt gelebt werden kann. Wie eine Seifenblase – behutsam und mit Ehrfurcht behandelt. Wie kommen wir zur Ruhe? Unser Leben ist zu kostbar, zu kurz, zu süß, zu köstlich, um daran vorbei zu eilen. Leben wie ein Junge, den ich einst kannte, der beim Essen innehielt, an seinem Wackelzahn spielte und mir zuflüsterte: Ich liebe dich Mama! Und all das – all das – all diese Augenblicke, all dies ist für dich. Ist das nicht die Stimme, die wir hören sollten? Die, die ganze Welt ins Leben rief? Der Boden unter deinen Füßen, der herabströmende Regen, die wandernde Sterne am Firmament – all das ist für dich – für dich, für dich, für dich…
Lachen, Ruhen, die Wärme der Sonne auf dem Körper spüren, die wilde Rose in der Vase, der eine tiefe Atemzug, um die Kerzen auszublasen – all das ist für dich.
Was wäre wenn wir das wirklich begreifen würden, dass Dankbarkeit über das scheinbar kleine und unbedeutende der Same ist für das großartige Wunder? Mitten unter uns.
Zähle die Wege seiner Liebe – Tausende, höre niemals damit auf.
Wenn du morgens aufwachst, dann hebe deine Hände zum Himmel. Und obwohl du trauerst und obwohl du zweifelst und obwohl das Leben manchmal schrecklich ist, ist es auch wunderschön.
Und obwohl die Zeit vergeht, ist doch jeder Augenblick heilig. Obwohl sich die Erde weiterdreht, kannst du zur Ruhe kommen und aufwachen und vertrauen.
Du kannst jedem Moment deine Aufmerksamkeit schenken mit einer dankbaren Haltung – denn so lebst du dein eines Leben richtig.
In dem du jeden Moment als das nimmst was er ist – heilig, gewöhnlich, wundervolle Gnade – ein Geschenk.

Im 1. Brief an die Thessalonicher Kapitel 5 Vers 18 lesen wir „Seid dankbar in allen Dingen, denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.“

Dankbar in allen Dingen – in guten Zeiten sehen wir vielleicht vieles als selbstverständlich und in schweren Zeiten ist das eine ganz schöne Herausforderung. Mir hilft mein Dankbarkeitstagebuch positiv zu denken, in schweren Zeiten an Gottes Güte erinnert zu werden, mich an seine Treue zu erinnern. Ich bin davon überzeugt, dass immer mehr Menschen, ob in der Kirche oder nicht, verstehen wie viel ein dankbarer Lebensstil verändern kann. Dennoch glaube ich, dass das Prinzip höchst biblisch ist und Dankbarkeit ein Schlüssel ist, um in Gottes Gegenwart zu kommen. Wenn wir anfangen Gott zu sagen wofür wir dankbar sind, fällt uns vielleicht zunächst gar nicht viel ein. Aber wenn wir anfangen, kann es passieren, dass es nur so aus uns raussprudelt. Ausprobieren!

Psalm 100,4 besagt: „Gehet zu seinen Toren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben; danket ihm, lobet seinen Namen!“

Zu seinen Toren mit Dank. In der englischen Übersetzung wird es noch deutlicher: Enter with the password „Thank you“. Das Passwort um in Gottes Vorhöfe zu kommen, ist DANKE.

An Erntedank feiern wir Gottes Schöpfung, nicht die Maßlosigkeit. Doch ein Jahr nach dem Beginn der Fridays for Future Bewegung und der dadurch entstandenen Aufmerksamkeit gegenüber dem Klimawandel wird immer deutlicher, dass Erntedank bald seine Selbstverständlichkeit verlieren wird. Die Menschheit hat nur eine Zukunft, wenn sie mit der Erde und ihren Ressourcen so umgeht, dass sie die jetzigen und künftigen Generationen mit Trinkwasser und Lebensmitteln versorgen kann. Allmählich setzt sich das Bewusstsein durch, dass wir nicht automatisch immer so weitermachen können. Setze man die bisherige Landwirtschaftspraxis einfach weiter fort, sei in etwa 60 Ernten Schluss. Die Frage ist, ob wir das Zurückschrauben, damit endlich alle Menschen auf der Welt genug haben als Mangel oder als Genügsamkeit empfinden. Es ist nämlich schon ein bisschen absurd, dass unsere Generation, die in Wohlstand und Frieden aufgewachsen ist, ein Dankbarkeitstagebuch führt, um das Leben bunter zu sehen. Dennoch hilft es.
Ob in Mangel, Genügsamkeit oder Überfluss ist DANK der Schlüssel, um in Gottes Gegenwart zu kommen. Vorräte von ihm können nicht aufgebraucht werden. Sein größtes Geschenk bringt Frieden, der nicht von dieser Welt ist und hat Ewigkeitswert.

Amen

© Madita Hansen