Der Himmel geht über allen auf

In meiner Heimatgemeinde gab es eine Tradition am Ostermorgen, die nannte sich: „Spaziergang der Sonne entgegen“. Hierfür trafen sich jedes Jahr ein paar tapfere Frühaufsteher- darunter meine Familie und ich- in aller Herrgottsfrühe vor dem Gemeindehaus. Ziel unseres Spaziergangs war ein kleiner Hügel mitten im Nirgendwo, von dem aus wir die Sonne aufgehen sehen wollten.        
Mit diesem Spaziergang wandelten wir sozusagen auf den Spuren der Frauen, die sich im Morgengrauen zu Jesu Grab aufgemacht haben, um ihn zu salben.
Jedes Jahr bestiegen wir diesen Hügel, den Blick gen Osten und sangen:       

Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf

Und während wir dieses Lied immer wieder im Kanon sangen, schob sich die Sonne, ein riesig großer roter Feuerball, hinter den Bäumen hervor und tauchte alles in ihr goldenes Licht.
Bei meinem ersten Osterspaziergang, ich war um die sechs Jahre alt, schaute ich voller Staunen in den rotgelb-gefärbten Himmel. Da oben auf dem Hügel, da habe ich mich Gott ganz nah gefühlt. Als würden sich Himmel und Erde in diesem Augenblick berühren. Ich habe an den Engel gedacht, der vor dem leeren Grab Jesu stand und den Frauen sagte: „Fürchtet euch nicht! Jesus von Nazareth werdet ihr hier nicht finden, er ist auferstanden!“ Und ich spürte, dass diese Botschaft wahr ist.       

Auch heute, wenn ich mich eingeengt und bedrückt fühle, tut es mir gut, hinaus zu gehen und nach oben in den Himmel zu schauen. Unter Gottes weitem Himmel fühle ich mich frei und geborgen zugleich. Ich weiß dann: Dort oben im Himmel ist auch er, der Auferstandene. Über uns allen und zugleich hier bei uns - für alle Menschen da. Wie die Strahlen der Morgensonne kommt dann zu uns, was wir hier auf der Erde so dringend brauchen: Liebe, Vergebung von Schuld, Frieden, Gemeinschaft mit Gott über den Tod hinaus....

Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf

In diesem Sinne wünsche ich allen ein gesegnetes Osterfest, an dem der Himmel über Ihnen/Euch aufgeht und Gott Ihnen/Euch nahe kommt.

 

                                                                    Ihre/Eure Jana Wagner

© Jana Wagner


 Dieser Text ist Teil der Reihe „Seelenfutter“: Die geistlichen Gedanken in stürmischen Zeiten der Pastoren der Paul-Gerhardt-Gemeinde.
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