Kraft, die aus der Stille kommt
Dieser Cartoon zur Corona-Krise hat mir gefallen. Was früher als faul und langweilig galt, ist heute hilfreich. Wer heute nur zu Hause sitzt und nichts tut, der fällt der Gesellschaft nicht zur Last, sondern der rettet Leben. Wer sich zurückzieht in die eigenen vier Wände, ist kein Eigenbrötler mehr, sondern ein sozialer und rücksichtsvoller Mensch.
Die Krise verändert unseren Blick auf Dinge, die uns so selbstverständlich erschienen. Sie hinterfragt unsere Anschauungen und Werte. Aktiv sein, erfolgreich sein, viele Leute kennen, immer was um die Ohren haben, fremde Orte und Länder bereisen, weltläufig sein – das sind Dinge, die in unserer Gesellschaft zählen. Wenn jemand mich fragt, was ich in letzter Zeit gemacht habe, dann möchte ich etwas Interessantes erzählen können und nicht sagen müssen: „Ach, eigentlich nichts…“.
In dieser stillen Zeit zu Hause bekomme ich nun einen anderen Blick auf die Umtriebigkeit, mit der wir uns sonst durch unser Leben bewegen. Und ich frage mich, ob all die Aktivitäten, alle Unruhe, alle Betriebsamkeit wirklich so notwendig sind, wie sie uns oft erscheinen.
Beim Propheten Jesaja lese ich:
„Nur Stille und Vertrauen verleihen euch Kraft.“
Das lerne ich in dieser Zeit neu: die Kraft, die aus der Stille kommt, die Zuversicht, die aus der Ruhe wächst. Ich mache die Erfahrung, dass es weniger um mein Tun geht als mehr um mein Lassen. Ich lerne loszulassen. Und ich lerne zu vertrauen: auf Gott, der mir eine andere, eine neue Seite des Lebens zeigt.
Ihre/Eure Sabine Ramm-Böhme
Dieser Text ist Teil der Reihe „Seelenfutter“: Die geistlichen Gedanken in stürmischen Zeiten der Pastoren der Paul-Gerhardt-Gemeinde.
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