Vom Blühen in der Wüste

Es ist Fastenzeit. Und in diesem Jahr fasten wir alle – egal, ob wir uns dazu entschieden haben oder nicht. Wir verzichten auf den Einkaufsbummel, auf das nette Kaffeetrinken mit Freunden, auf den Sport im Verein und auf manche Zusammenkunft in der Gemeinde.
Dass Berichte vom Fasten oft in der Wüste angesiedelt sind (Jesus in Lk 4,1-13; die Wüstenväter und -mütter), leuchtet mir ein: Die Wüste ist ein Bild für Einsamkeit und Kargheit. Wer in der Wüste lebt, der lebt beschränkt. Der muss angenehme Gewohnheiten und auch soziale Kontakte reduzieren.
Aber die Wüste ist auch ein Bild für Klarheit: Nichts lenkt mich ab. Der Blick kann ins Weite gehen. Ich kann neue Dimensionen des Lebens entdecken oder alte, in Vergessenheit geratene wieder aufnehmen.
Wenn nichts mir den Blick verstellt, sehe ich klarer: das, was wirklich wichtig ist; das, woraus ich lebe; das, was mir Zuversicht gibt. Auch meine eigenen Grenzen werden mir bewusster. Ich spüre, dass wir Menschen des 21. Jahrhunderts nicht alles im Griff haben, dass wir unser Leben nicht selber machen können, sondern dass es Gottes Geschenk ist.
Wenn ich die Wüste, in die wir gerade alle gestellt sind, so ansehe, dann muss sie nicht nur karg und öde sein. Sondern dann kann in ihr vielleicht auch etwas zum Blühen kommen.

Ich wünsche Euch gute und gesegnete Fasten- und Wüstentage!

Eure Sabine Ramm-Böhme

© Sabine Ramm-Böhme


 Dieser Text ist Teil der Reihe „Seelenfutter“: Die geistlichen Gedanken in stürmischen Zeiten der Pastoren der Paul-Gerhardt-Gemeinde.
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